HIV und psychische Gesundheit

Körperliche und psychische Gesundheit gehen Hand in Hand. Wer mit HIV lebt, sollte deshalb auch auf seine psychische Gesundheit achten.

HIV und Depression

Jede fünfte in der Schweiz lebende Person leidet im Verlauf seines Lebens an einer Depression. Besonders gefährdet sind chronisch kranke Menschen – auch Menschen mit HIV.

Depressionen sind nicht bloss Stimmungstiefs. Sie dauern länger und können viele negative Auswirkungen haben, zum Beispiel auf das Berufsleben oder die Beziehung. Allerdings muss das nicht sein, denn es gibt heute gute Behandlungsmöglichkeiten. Der wichtigste Schritt aus der Depression ist deshalb, diese überhaupt zu erkennen. Nur so kann man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und das Problem direkt angehen.

Wichtige Faktoren, die bei Menschen mit HIV zu einer seelischen Krise führen können, sind:

  • der Erhalt des positiven Testergebnisses
  • Angst vor Zurückweisung, Stigma und Ausgrenzung
  • der Einstieg in die antiretrovirale Therapie
  • Nebenwirkungen der Therapie
  • eine notwendige Umstellung der Therapie

Wenn Angst den Alltag dominiert

Es kann vorkommen und ist durchaus normal, dass Menschen mit HIV unter Ängsten leiden: Angst vor dem sozialen oder beruflichen Ausschluss, Angst vor den Langzeitfolgen der Medikamente, vor einer Ansteckung mit weiteren Infektionen oder Angst, den Partner anzustecken. Gefährlich wird es, wenn gewisse Ängste so stark werden, dass sie das ganze Leben dominieren.

Eine Angststörung liegt vor, wenn die Ängste

  • ohne wirkliche Bedrohung auftreten oder auch dann andauern, wenn die ursprüngliche Gefahr beseitigt ist,
  • zu lange, unangemessen stark und zu häufig auftreten,
  • mit körperlichen Beschwerden verbunden sind,
  • nicht kontrollierbar sind,
  • Angst vor der Angst mit sich bringen,
  • dazu führen, dass man gewisse Situationen vermeidet, die eigentlich keine Gefahr mit sich bringen,
  • mit einem starken Leidensdruck verbunden sind.


Wenn Sie befürchten, unter einer psychischen Beeinträchtigung zu leiden, wenden Sie sich an eine Fachperson (einen Hausarzt oder eine Hausärztin, einen Psychologen, eine Psychiaterin).

Pro Mente Sana
Anonyme Telefonberatung
0848 800 858
Mo, Di, Do 9–12 Uhr, Do 14–17 Uhr
www.promentesana.ch

Die Dargebotene Hand
Anonyme Telefonhilfe in Krisensituationen
Tel. 143
www.143.ch

Auch die regionalen Beratungszentren halten Adressen von Psychologen und Psychologinnen bereit.

Hinweis für fremdsprachige Psychotherapie: Konsultieren Sie das Vezeichnis fremdsprachiger Psychotherapeut:innen. In grossen Städten gibt es psychologische Sprechstunden für fremdsprachige Menschen, meist an den psychiatrischen Kliniken. Dort gibt es Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die an die Schweigepflicht gebunden sind.

Wenn es eilt: Falls Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin nicht erreichen können, wenden Sie sich an ärztliche Notfalldienste oder ambulante psychiatrische Dienste, z. B. einen externen psychiatrischen Dienst, ein Krisenzentrum, eine psychiatrische Poliklinik.

Die Krankenkassen übernehmen nur bestimmte psychotherapeutische Behandlungen. Klären Sie die Kostenfrage mit dem Therapeuten oder der Therapeutin in der ersten Stunde sorgfältig ab.