Trans Männer und HIV
Trans Personen erleben grosse Herausforderungen im Zusammenhang mit HIV. Insbesondere trans Männer und genderdiverse Personen, welche bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeteilt wurden (AFAB), werden bei der globalen HIV-Bekämpfung deutlich übersehen. Obwohl ein erheblicher Bedarf an spezifischen Massnahmen besteht, hat die hartnäckige und oft fälschliche Annahme, dass trans Männer und AFAB genderdiverse Menschen ein geringes Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren, zum Ausschluss von wichtigen Gesundheitsstrategien geführt. Neue Daten und Advocacy-Arbeit zielen darauf ab, diese Ungleichheit zu korrigieren.
Im Jahr 2022 wiesen trans Personen unter den Schlüsselpopulationen weltweit die niedrigsten viralen Unterdrückungsraten (44 %) und in den meisten Regionen der Welt die höchste HIV-Prävalenz auf, wobei die Zahlen in der Karibik 39,4 % erreichten. Trotz dieser alarmierenden Statistiken bleiben trans Männer und AFAB-Personen von der globalen HIV-Bekämpfung ausgeschlossen, vor allem weil man glaubt, ihr HIV-Risiko sei gering. Diese Ausgrenzung wird durch einen Mangel an Daten und uneinheitliche Schätzungen, wie viele Personen dieser Gruppe angehören noch verschärft. Neuen Erkenntnissen zufolge ist die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion für Trans Männern und AFAB-Personen fast siebenmal höher als in der Allgemeinbevölkerung.
Die von GATE koordinierte Internationale Arbeitsgruppe für transmaskuline Menschen und HIV wurde ins Leben gerufen, um diese Lücke zu schliessen. Ihr Ziel ist es, globale Gesundheitsinstitutionen und politische Entscheidungsträger:innen für die HIV-Risiken zu sensibilisieren, denen Trans Männer und genderdiverse AFAB-Personen ausgesetzt sind. Ihr inklusiver feministischer Ansatz unterstreicht den Bedarf an mehr Ressourcen für trans Frauen und trans Männer sowie für alle genderdiverse Menschen. Die Gruppe hat wichtige Advocacy-Instrumente entwickelt, darunter den 2023 Trans Men in the Global HIV Response Policy Brief und das Factsheet, um die umfassende Einbeziehung in HIV-Strategien voranzutreiben.
Sandro Niederer, Projektleitung sexuelle Gesundheit von trans Menschen, Aids-Hilfe Schweiz