Der nächste Satz entscheidet.

Ein Hörspiel von und mit Christopher Klettermayer und Anna-Katharina Müller.

Dating mit HIV – geht das? Er ist jung, heterosexuell, HIV-positiv und nicht ansteckend. Christopher Klettermayer über Dating unter der Nachweisgrenze.

9/6/2023
  • Christopher Klettermayer
  • Anna-Katharina Müller
Episode 2: Der nächste Satz entscheidet.
Transkript anzeigen

Sprecher: Positive Life. Der Podcast über das Leben mit HIV.

 

Brigitta Javurek: Hallo. Guten Tag. Mein Name ist Brigitta Paulina Javurek. Ich bin euer Host.

 

Christopher Klettermayer: Hallo, Ich bin Christopher Klettermeier, Autor und Co-Host dieses Podcasts.

 

Brigitta Javurek: Christopher, Dating mit HIV. Ist das ein Problem?

Christopher Klettermayer: Ein bisschen. Es ist immer wieder eine neue, neue Herausforderung, weil man nie genau weiss, wie wird das Gegenüber reagieren. Und da laufen einem 100.000 Fragen durch den Kopf und man wird immer wieder neu auf die Probe gestellt.

 

Hast du jetzt schon viel Dating Erfahrung mit HIV?

Ich habe schon recht viel Erfahrung mittlerweile als Langzeitsingle und habe da also die ganze Bandbreite durch, also von Angst, Ablehnung zu Enthusiasmus. Es kommt sehr darauf an, wie man es verpackt. Weil ich glaube, das war so eines der grössten Probleme am Anfang. Dieses: «Ich muss dir etwas ganz Fürchterliches erzählen.» Aber mit der Zeit habe ich gelernt, das ein bisschen anders zu kommunizieren und HIV zum Beispiel ein bisschen nebenbei zu erwähnen.

 

Also da hast du verschiedene Taktiken entwickelt.
Genau. Ja und wir haben jetzt auch ein Hörspiel dafür vorbereitet, in dem es genau um so eine Situation geht wie: Wie gehe ich jetzt mit meinem Gegenüber um? Wann sage ich, dass ich mit HIV lebe? Sage ich es überhaupt? Und was einem sonst durch den Kopf geht.

 

Ich bin gespannt.

Na dann hören wir uns das gleich mal näher an. Ein Hörspiel mit mir und Anna Katharina Müller.

 

Sprecher:  Episode zwei Der nächste Satz entscheidet. Ein Hörspiel von Christopher Klettermeyer.

 

Christopher: (Innerer Monolog) Puh, das sind aber viele Leute. Aber irgendwie kann ich keinen Menschen wahrnehmen. Nur sie. Nur sie. So eine wunderschöne Frau. Es ist irgendwie unser allererstes offizielles Date. Wir haben uns vor ein paar Tagen auf einer Vernissage kennengelernt und ihr offenes, warmherziges Lächeln hat einfach den Raum erhellt. Ich konnte nicht anders. Ich packte endlich einmal meinen Mut zusammen, ging auf sie zu und fing ein Gespräch an und jetzt, zwei Abende später, sitze ich ihr gegenüber. Shit, Ich bin nervös. Ich könnte ewig in diese grossen, dunklen Augen schauen. Okay, Christopher, Zusammenreissen. Ich darf jetzt nicht starren. Aber das ist ja unmöglich. Ich könnte mich in jedem Detail verlieren. Dieser wunderschöne, delikate Nacken, den dunklen Haaren, diesen riesigen, wunderschönen Augen und den zierlichen, eleganten Händen, als sie nach dem Wein greift. Dieses Muttermal am Handrücken. Verdammt, jetzt starre ich schon wieder. Hör doch auf damit. Das könnte zu komisch wirken. Sie wird noch glauben, Da ist irgendwas. Schnell, erzähl mal von der Vernissage. (Ende innerer Monolog)

 

 Also, wir haben uns bei einer Vernissage kennengelernt. Ich musste dich einfach ausfragen. Und? Und? Ja. Und jetzt? Jetzt sitzen wir hier und wir müssen mal was Mut antrinken, sozusagen. 

 

Anna Katharina Müller: Prost….Apropos Vernissage. Das wollte ich dich fragen. Wie hat es dir eigentlich gefallen?

Eigentlich sehr gut. Ich kannte nämlich die Künstlerin. Beziehungsweise, es ist eine Freundin eines Bekannten von mir. Ah, echt? Und die hat mir erzählt von den Texturen und was sie sich bei diesen Skulpturen gedacht hat.

 

Anna Katharina Müller: Ich fand die Skulpturen sehr schön, muss ich sagen.
Ja, das war schon ziemlich beeindruckend. Aber um ehrlich zu sein, ich war vor zwei Wochen auf einer ähnlichen und. Und deswegen weiss ich nicht … war das vielleicht ein bisschen abgekupfert, oder nicht?

 

Christopher: (Innerer Monolog) Ja, ich merke, da liegt irgendwas Magisches im Raum. Da ist diese Anziehungskraft, diese Spannung, die in uns brodelt. Und ich sehe, sie spürt es auch. Bei jedem Augenkontakt lächelt sie so süss zurück und ich kann mir dieses kindische Lachen auch nicht verkneifen. Ach, ich bin so nervös. Ich glaube, dass wir eigentlich nur übereinander herfallen wollen. Und irgendwie wissen wir beide, wir sind im Moment schon wieder. Grinse ich so dumm? Nein, nein, nein, nein, nein, nein, noch nicht. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, vielleicht projiziere ich da einfach meine Lust hinein. Ach, ich darf mich jetzt nicht fallen lassen. Noch nicht. Noch nicht. Ich muss. Ich muss mich sammeln. Ähm komm, Frag sie doch irgendwas ...  (Ende innerer Monolog)

 

Wie gefällt das Lokal eigentlich?

 

Ja, sehr schön. Also, ich. Ich wollte. Ich habe schon öfter davon gehört, aber ich war noch nie hier. Das Essen soll ja richtig gut sein. 

Ja das habe ich auch gehört. Deswegen war das so The Place to go.

 

Ja oder...?

Christopher: (Innerer Monolog) Sie beisst sich in die Lippe. Ja, ja, da ist irgendwas. Ah, verdammt! Wer bist du? Erzähl mir doch von dir. Von deinen Leidenschaften, Von deinem Leben. Ich will alles wissen. Christopher, beruhig dich. Du darfst jetzt nicht so eigenartig wirken. Sag irgendwas Banales. (Ende innerer Monolog)

 

Du hast mir kurz ein bisschen was erzählt, aber. Aber was machst du denn so beruflich eigentlich? 

Christopher: (Innerer Monolog) Ach, du Idiot. Noch fader geht es doch nicht. Das ist ja völlig uninteressant. (Ende innerer Monolog)

 

Also, du meinst jetzt wahrscheinlich Brotjob, oder? Nein.

Brot und Hobbys halt. Ein bisschen was von beidem.

 

Na ja, also, ich arbeite Teilzeit in einer Galerie. Das ist schon ziemlich cool. Aber ich suche jetzt was Stabileres. Man kann sich ja vorstellen, der Kunstmarkt ist ja schon eher mühselig. 

Ja das ist schon wahrscheinlich ziemlich anstrengend.

 

Ja, also, ich meine, ja….

Christopher: (Innerer Monolog) Ich spüre da ist einfach so viel mehr. Aber ich traue mich einfach noch nicht, näher zu kommen. Ach, sie riecht auch noch so gut. Mir ist ganz schwindelig. Am liebsten würde ich viel näher bei ihr sitzen. Ich fühle mich zu ihr rüberlehnen, aber. Aber ich bin viel zu verunsichert. Bilde ich mir diese Spannung nur ein? Ach, diese kennenlern Scharade geht ja weit wie ein Tennismatch. Und irgendwie mag ich das ja. Dieses Hin und Her und Hin und her. Okay. Jetzt erzählt sie von ihrem Beruf, ihre Hobbys, ihr Theaterding. Was kann ich denn darauf antworten? . . (Ende Innerer Monolog)

 

 

….Das mache ich natürlich auch noch nebenbei. Also ein Freund von mir, der hat so einen kleinen Laden, wo wir so unterschiedliche Sachen aufführen. Also jetzt nicht nur meine Gruppe, aber da gibt es halt so ganz regelmässig Veranstaltungen. Letzte Woche war so eine kleine Gypsy Jazz Gruppe, ey das war richtig irre. Es war so gut, ich hatte so einen guten Abend. Ja, ich meine, Musik ist einfach auch was vom Besten.

Ja, Ja. Und? Und du? Du spielst bevorzugt. Ich weiss nicht. Was macht die Gruppe so? Comedi, Dramas.

 

Ja. Wir versuchen schon immer, lustig zu sein. Auch, Aber es ist schon...

Christopher: (Innerer Monolog) Ich glaube, eigentlich würden wir beide über ganz andere Sachen sprechen wollen. Aber gleichzeitig hänge ich an jedem einzelnen Wort. Shit. Ich glaube, ich bin verknallt. Shit. Das macht HIV natürlich etwas schwieriger. (Ende Innerer Monolog)

 

...Und gibt nicht so viele Gute.

 Christopher: (Innerer Monolog) Aber sie redet weiter irgendwas. Ich kann gar nicht zuhören. Wie soll ich das jetzt machen? Langsam habe ich Angst. Wie soll ich das jetzt mit HIV machen? Wie wird sie reagieren? Wie soll ich es sagen? Soll ich jetzt überhaupt etwas sagen? Und was ist, wenn sie dann Angst hat? Dass sie mich vergisst, auf mich als Person und nur noch dieses Virus sieht. Was sind jetzt meine Optionen? Nummer eins? Ich sage es ihr gleich und stürze mich ins Ungewisse. Ich finde es heraus und und bringe es hinter mich. Aber. Es ist dann eine Erleichterung, aber gleichzeitig, wenn sie mich dann ablehnt. Diese Angst davor und dieses Gefühl will ich einfach nicht wieder mal erleben. Na ja, und Nummer zwei? Ich lass es bleiben. Das wird sowieso nicht die Stimmung zerstören. Und wer weiss, was sich dann ergibt. Ich kann mich auch später drum kümmern. Also. Ich hasse es jedes Mal, jedes Mal beim Kennenlernen. Vor diese Wahl gestellt zu werden. Zwischen Pest und Cholera sag ichs. Sage ich es nicht. Zerstöre ich jetzt den Moment oder oder womöglich meine Zukunft mit ihr? Oder? Und ich geniesse es einfach mal lass mal weg, Gönn mir einen Abend an Leichtigkeit, wo dieses scheiss Virus nicht Thema ist. Ich bin hin und her gerissen. Ich kann mich nicht entscheiden. Was wäre ehrlicher? Wie war es denn sonst so bei den anderen Dates? Die ganze Bandbreite. Manchmal war da dieses panische Schweigen, mit aufgerissenen Augen und der offensichtlichen Not, sofort kreischend wegzulaufen. Einmal kam ein ganz intelligentes. "Kann man das durchs Küssen bekommen?" Aber so kann sie ja nicht sein. Das kann ich mir doch nicht vorstellen. Es war oft auch ein neugieriges "Aha, und wie ist das so?" Und einmal, einmal gab es ein Ja. "Und ist ja heutzutage nichts dabei." Das war natürlich das Beste. Aber diesmal ist es anders. Diesmal. Diesmal zählt's. Was? Ich bin verknallt. Diesmal ist es mir richtig, richtig wichtig. Was das Wichtigste, was ich mir vorstellen könnte. (Ende Innerer Monolog)

 

...Zeitgenössisch ist vielleicht ein gutes Stichwort. Wir haben aber auch mal. Einmal haben wir tatsächlich versucht, uns an so einem alten Stoff abzuarbeiten, so eine Shakespeare Aufführung zu machen. Kennst du das Stück? Das ist so eine Komödie, Die zwei Veronese. Nein, es ist eher was...

Christopher: (Innerer Monolog) Was redet sie gerade? Ach Gott, Ich kann nicht zuhören. Ich höre eigentlich gar nichts mehr, was sie sagt. Ich muss das jetzt machen. Ich muss es hinter mich bringen. Ich muss es ihr sagen. Ich habe schon so oft nichts von HIV gesagt, aber diesmal ist es einfach einfach anders, das Gefühl. Ich will ihr davon erzählen. Ich will, dass sie es weiss von vornherein, dass sie diesen Teil von mir kennt. Und ich will ihr nichts vormachen. Ich muss, Ich muss, Ich muss, Ich muss. Muss ich wirklich? Warum kann ich doch nicht einfach diesen Augenblick geniessen? Ich will sie einatmen, sie kennenlernen und nicht dieses verdammte Rattern im Kopf haben. Nicht diese Angst vor ihrer Reaktion haben, weil es nervt schon langsam diese Angst vor Ablehnung wegen diesem beschissenen Virus. Ich will einfach da sein. Wie soll ich das jetzt machen? Okay, Christopher, sammle dich. Du hast das schon so oft gemacht. Fang doch einmal die die Berechnungen an! Ich hoffe, sie merkt nicht, dass ich plötzlich völlig andere Sachen denke. So, ich muss Sie jetzt irgendwas fragen. Du sag, woher kommst du denn eigentlich? Ich kenn den, den deinen Akzent nicht so richtig deuten.

Woher kommt sie? Osteuropa. Südamerika. Aus Ländern, wo HIV noch viel grössere Stigmata und Gefahren darstellt. (Ende innerer Monolog)

 

 

Ja, ich bin in Bern geboren. Ah, okay. Ja, genau. Und jetzt lebe ich aber schon seit vielen Jahren in Berlin. Mhm. Also, Berlin ist eigentlich jetzt wie meine Heimat. So fühle ich mich sehr zu Hause…

 Christopher: (Innerer Monolog) Super. Ein Angstfaktor weniger. . Und wie alt ist sie? Älter. Jünger? Und wie viele Jahre? Okay, das kann ich jetzt nicht so direkt fragen. Aber immerhin machen hier ein paar Jahre schon schon den grossen Unterschied. Hat sie Aids mitbekommen oder von Aids mal nur aus der Distanz gehört? Das kann ich Sie aber nicht fragen. Das muss ich jetzt mal raten. Ich schätze, sie ist circa vier Jahre älter. Okay, dann wird sie womöglich ängstlicher sein. Pff. Diese kleinen Anhaltspunkte bedeuten oft gar nichts. Manchmal können sie den ganz grossen Unterschied machen. Und so war das natürlich früher nie. Da konnte ich im Moment sein. Mich in diese Situation fallen lassen und einfach geniessen können. Romantisch verträumt den Kopf ausschalten. An nichts denken. Auch nicht beim Sex. Im Moment sein. Ich glaube, das ist eine der grössten Bürden mit diesem Virus. Ich bin nie alleine. HIV ist immer dabei. Immer im Hinterkopf. Jetzt kommt jedes Mal diese kleine Ungewissheit dazu. Die Angst vor der Angst. Die Angst vor der Angst der anderen. Und irgendwie, irgendwie muss ich mich doch immer zurückhalten. Darf mich nie komplett fallen lassen, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche. Okay, Christopher Fokus. (Ende innerer Monolog)

 

….läufst du ja nicht jeden Tag so? Es ist alles in Ordnung. Du scheinst ein bisschen abgelenkt zu sein.

Hi. Sorry, Sorry, Ich. Ich musste nur gerade an die Theaterzählung denken. Das Shakespeare Ding. Entschuldigung. Und.

 

Ach so.

Ich bin da manchmal in meiner eigenen Kleinen., äh..

 

Christopher: (Innerer Monolog) Okay, Ich muss präsent sein. Ich muss. Ich muss ja endlich wieder zuhören. Ach, jetzt. Jetzt ist es so weit. Ich muss es jetzt machen. Ach, ich habe so eine Angst. Was ist, wenn. Nein, nein, nein, nein. Nicht diese Gedankenspiele. Das bringt nichts. Ich spüre meinen Puls. Ich. Mir kommt vor, als starrt uns jeder im Lokal an, mache ich mir da viel zu viele Sorgen? Unsere Hände berühren sich, die Haut kitzelt. Es läuft mir ein Schauer über den Rücken. Gut, dann werde ich ihr mal wieder ganz genau zuhören, um die nächsten Spuren zu suchen. Die nächsten Hinweise, wie sie reagieren wird. Okay, ich warte, bis sie sagt. (Ende innerer Monolog)

 

Aber sag mal was. Was machst du denn so eigentlich? Ich habe jetzt ja schon so viel von mir erzählt. Du hast jetzt noch ein bisschen kryptisch, was deine Arbeit angeht.

Na ja, das hat sich auch ziemlich viel verändert. Ich habe vor langer Zeit ...

 

Christopher: (Innerer Monolog) Sie lächelt mich an, das ist mein Zeichen. Ich blicke ihr tief in die Augen. Ich lächle. Ich hoffe, sie sieht meine Nervosität nicht. Das muss doch klappen. Es muss raus. Aber sie merkt, da stimmt etwas nicht. Dass ich etwas loswerden will. Cool bleiben, Christopher. Cool bleiben. Jetzt. Jetzt muss ich ein paar Infos zuwerfen und das Gespräch einfach in die richtige Richtung lenken. Und ich schaue ganz genau, wie sie reagiert. Mimik, Gestik,… (Ende innerer Monolog)

 

... Reportagefotografie gemacht, wo ich sehr viel in Indien gearbeitet habe und gerade mit NGOs undzum Beispiel vor ein paar Jahren ein Thema über Zwangsprostitution, wo es dann auch um Sachen wie HIV und sexuelle Issues geht und , ja und seit ein paar Jahren habe ich in die Autorenschaft gewechselt und bin als Journalist tätig und da arbeite ich halt sehr vermehrt mit dem Thema Sexualität und und grad HIV, STI's und so Sachen halt.

 

Ja, wie bist du auf das Thema gekommen? Es hört sich ja schon richtig spannend an.

Christopher: (Innerer Monolog) Mein Herz ist ausser Kontrolle. Es ist so weit. Desto näher ich der Beichte komme, desto lauter wird mein Puls, desto zittriger die Stimme und meine Hände schwitzen nur noch. So, Auf geht's! Vorhang auf! Ihre Reaktion und im Endeffekt unsere ganze Zukunft hängen vom nächsten Satz ab. Ich muss ihn perfekt liefern. Perfekt sprechen. Perfekt übermitteln. (Ende innerer Monolog)

 

Hm. Na ja, eigentlich wollte ich schon immer über über Sachen wie Sexualität schreiben. Das fand ich schon immer irrsinnig spannend. Vor einigen Jahren bin ich selber mit HIV diagnostiziert worden und das war schon sehr anstrengend. Aber es hat auch eine unglaublich gute Auseinandersetzung gebracht, mit mir und meiner Sexualität und es war eigentlich schwierig am Anfang, aber ein unglaublich guter Antrieb, mich anderen oder neuen Themen zu widmen.

 

Christopher: (Innerer Monolog) So, es ist raus. Jetzt rede einfach einen Schwall weiter über den einen Artikel oder den anderen über Männlichkeit oder Sex. Oder du hast es erwähnt. Du hast HIV erwähnt. Du hast ihr erzählt, dass du HIV-positiv bist. Und jetzt können wir nichts mehr machen. Jetzt ist es draussen aber so, dass HIV nur nebenbei vorkommt, weil HIV gebe ich nicht diese Präsenz. HIV ist nicht die Hauptbotschaft. So kann ich jetzt sagen, dass HIV zwar in meinem Leben ist, aber keine riesige Herausforderung darstellt. Abgesehen von dieser Situation natürlich. Es ist einfach so nebenbei. Ich zieh dich da nicht hinein. Das ist mein Ding. Und ich habe das völlig unter Kontrolle, oder? Also, mal sehen, wie sie reagiert. Ganz gut. (Ende innerer Monolog)

 

Mhm. Das ist ja spannend. Das ist schon spannend.

Christopher: (Innerer Monolog) Ja. Ich kann Ihr Lächeln hören. Ich kann sehen, dass sie gerade die Information verdaut. Aber. Aber da ist etwas. Sie blickt weg. Sie kann mich nicht ansehen, aber sie fängt an zu lächeln. Ja. Ja, ich weiss. Es hat geklappt. Ich spüre es. Sie blickt mir kurz in die Augen, schüchtern und verunsichert. Sie weiss. Ja, klar. Die Botschaft sickert noch. Die Lunte brennt noch. Aber sie fängt an zu lächeln. Schaut mich an. (Ende innerer Monolog)

 

…Verdammt.

Christopher: (Innerer Monolog) Und ich kann auch nicht anders. Ich muss auch grinsen. Scheisse, es hat geklappt. Sie spricht noch nervös, aber. Aber da ist ein Lächeln. (Ende innerer Monolog)

 

Ja, das. Das ist wirklich super. Also. Irgendwie hat dich das jetzt gerade noch interessanter gemacht. Aber darf ich fragen, wie ist das mit HIV? Also das muss ja schon ein ordentlicher Schock gewesen sein, oder?

Christopher: (Innerer Monolog) Sie lacht mich neugierig an, aber ihre Haltung, ihre Mimik. Ah, das sagt so viel mehr. Sie lädt mich ein. Ich nehme Ihre Hand. Ich küsse sie. Das Herz rast. Geschafft. Die Beichte hat gesessen. Genauso, wie ich es mir erhofft habe. (Ende innerer Monolog)

 

Sprecher: Wie hat dir diese Folge gefallen? Hast du Anregungen oder Fragen dazu? Wir freuen uns, von dir zu hören. Schreib uns an hello@positive-life.ch! Für mehr Stories und Hintergrundinfos. Besuche unsere Website.

 

00:00 / 00:00

Abonniere uns:

Dating mit HIV – geht das? Eine Infektion mit dem Virus stellt das Dating-Verhalten von Betroffenen komplett auf den Kopf. Nach seiner HIV-Diagnose musste sich auch Christopher Klettermayer als heterosexueller Mann zum ersten Mal im Leben ernsthaft mit seiner Wahrnehmung von Männlichkeit und Sexualität auseinandersetzen. Im Hörspiel mit Anna-Katharina Müller erfahrt ihr, was Dating als HIV-positiver Mensch heisst.

Zu Christophers Website

Selbstportrait von Christopher Klettermayer über einen Spiegel in einer Bar. Er sitzt vor zwei Weingläser und Blickt in die Kamera.
© Christopher Klettermayer «Dating mit HIV ist vergleichbar mit einem Schwung am Glücksrad der Emotionen.»