Ein Tag im Leben von Christoph Schreiber
Der 38-jährige Christoph Schreiber bekam mit 19 Jahren seine HIV-Diagnose. Nach einem langen Krankenhausaufenthalt und der Einstellung der richtigen Medikamente war HIV erst mal kein Thema, abgesehen von den regelmässigen Arztbesuchen. Durch einen Umzug 2011 lernte er die HIV-Selbsthilfe kennen und engagiert sich seitdem ehrenamtlich und mit viel Leidenschaft in verschiedenen regionalen und deutschlandweiten Projekten in der HIV-Selbsthilfe.
Wann und wo beginnt Ihr Tag? Welche Stadt, welches Viertel?
Mein Tag beginnt unter der Woche meist schon um 5 Uhr morgens, wenn mein Wecker klingelt. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch sehr ruhig im Regenbogen-Kiez in Berlin-Schöneberg. Dennoch trifft man auf dem Weg zur Arbeit manchmal noch die letzten Partygänger:innen, die gerade auf dem Weg ins Bett sind oder in die nächste Kneipe weiterziehen. Hier in Berlin finden sich schliesslich 24/7 Bars oder Clubs, die noch geöffnet haben.
Was machen Sie, wenn Sie aufstehen? Morgenritual? Lieblingsfrühstück?
Unter der Woche frühstücke ich eigentlich nie um diese Uhrzeit. Nachdem ich mich im Badezimmer morgens für die Arbeit fertig gemacht habe, gibt es noch einen Kaffee oder einen Tee, bei gutem Wetter auf meinem Balkon, und dann geht es auch schon los Richtung U-Bahn.
Als was arbeiten Sie?
Ich bin gelernter Verwaltungsfachangestellter und arbeite in einer Bundesbehörde in der Verwaltung. Das ist zumindest mein Job, mit dem ich auch mein Geld verdiene. Ich bin aber auch schon seit vielen Jahren in der HIV-Selbsthilfe aktiv. Unter anderem habe ich 2017 in Berlin den Verein pro plus berlin e. V. gegründet, dem ich seit Beginn auch als Vereinsvorstand angehöre. Ich habe einige Jahre die Jungpositiven-Gruppe der Berliner Aids-Hilfe geleitet und engagiere mich im Buddy-Projekt der Deutschen Aidshilfe.
Auch im Verein positiv e. V. engagiere ich mich und bereite mit Kolleg:innen die bundesweiten Positiven- treffen vor, die regelmässig in der Akademie Waldschlösschen in der Nähe von Göttingen stattfinden. Ich bin Mitglied im Verein AktHIV.de e. V. und dort ebenfalls im Vereinsvorstand aktiv.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit? Welche Herausforderungen gibt es?
Im Gegensatz zu meinem Hauptjob in einer Bundesverwaltung, der doch meistens recht eintönig ist, ist die Arbeit in der Selbsthilfe das genaue Gegenteil.
Wie verbringen Sie Ihren Abend? Was essen Sie? Was ist Ihr Lieblingsessen?
Meistens habe ich nach Feierabend noch andere Termine. Oft sind es irgendwelche Veranstaltungen oder Sitzungen, bei denen man sich seitens pro plus berlin e. V. oder der anderen Vereine engagiert. Das können Sitzungen wie die des Fast-Track-City-Netzwerks sein, um das nächste Summit im Roten Rathaus mit zu organisieren, oder Online-Meetings, bei denen es um das nächste bundesweite Positiventreffen geht. Meistens gibt es dann nur etwas Kleines zum Abendessen. Da Kochen jetzt nicht gerade zu meinen Hobbys gehört, bleibt es hier meistens bei etwas Kleinem oder etwas Schnellem aus dem Ofen.
Haben Sie ein Hobby?
Meinem liebsten Hobby Tauchen kann ich leider nicht mal so nach Feierabend nachkommen. Hierfür ist eigentlich nur im Urlaub richtig Zeit. Dann aber mit Leidenschaft – beim Rifftauchen Meeresschildkröten und Doktorfische beobachten, beim Wracktauchen untergegangene Schiffe erforschen oder bei einem Strömungstauchgang einfach nur beobachten, an welchen Stellen einen die Strömung vorbeiträgt und was einem die Natur präsentiert. Das ist für mich persönlich das Nonplusultra, um Stress effektiv abbauen zu können.präsentiert. Das ist für mich persönlich das Nonplusultra, um Stress effektiv abbauen zu können.
Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Wochenenden?
Da die Selbsthilfe bei mir «nur» ein Ehrenamt ist, gibt es natürlich auch immer wieder Termine an den Wochenenden. Sei es eine Veranstaltung eines befreundeten Vereins, eigene Veranstaltungen, die man am Wochenende durchführt, oder Treffen, um Veranstaltungen zu planen, zu denen man unter der Woche keine Zeit hat.
Am liebsten stelle ich mir am Wochenende aber keinen Wecker, schlafe aus und beginne den Tag irgendwann mit einem Kaffee oder Tee auf meinem Balkon. Gerade jetzt, wo die Pflanzen wieder anfangen zu spriessen und die Tage nicht mehr ganz so kalt sind.
About
pro plus berlin e. V. ist ein Verein mit dem Ziel, Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV in der Gesellschaft abzubauen.
Durch Aktionen und Informationen für die Mitte der Gesellschaft wollen wir das Thema Leben mit HIV aus dem schwulen Kontext herausholen, um so möglichst jede:n zu erreichen.
Unser Ziel ist es, die Situation von Menschen mit HIV zu verbessern und Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV zu bekämpfen. Wir wollen die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit HIV und deren Lebenssituationen der Realität anpassen und Ausgrenzung abschaffen. Wir zeigen die aktuellen Lebenswelten von Menschen mit HIV. Wir sind Teil dieser Gesellschaft – mit allen Rechten und Pflichten. Wir sind nicht infektiös.